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Wo führt uns das Semantic Web eigentlich hin?

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Sebastian Tramp ist als CTO der eccenca GmbH und leitender Koordinator des Linked Enterprise Data Systems (LEDS) Projekts seit vielen Jahren in den Tiefen der Semantic Web-Technologien unterwegs. 2006 gründete er mit Sören Auer und Thomas Riechert an der Universität Leipzig / Institut für Angewandte Informatik die Arbeitsgruppe AKSW und forschte unentwegt im Bereich Semantic Web. Im Rahmen seiner Position bei der eccenca GmbH liegt sein besonderes Augenmerk auf der Entwicklung und auf dem Vertrieb von Anwenderprodukten im Kontext vernetzter Daten, Datenintegration und Unternehmens-Vokabularen, welches mit der eccenca Linked Data Suite umgesetzt wird. Wenn sich Sebastian mal nicht den Kopf darüber zerbricht, wie er ein weltweit funktionierendes System aus maschinell verarbeitbaren Aussagen realisieren kann, schaut er die neue Folge der Science-Fiction-Serie “The Expanse”. “Endlich mal wieder eine echte Science-Fiction Story”, wie er meint.

Die Projektbeteiligten werden in den nächsten Monaten an dieser Stelle über ihre Visionen des Semantic Web berichten und Ihnen Einblicke in den aktuellen Status und die Herausforderungen geben.

Sebastian, was ist der Status Quo bei der Entwicklung des Semantic Web?

Sebastian Tramp: Semantic-Web-Technologien werden schon heute eingesetzt. Insbesondere das Paradigma der vernetzten Daten und der unternehmensweiten Vokabulare / Ontologien hat klare Vorteile und ermöglicht in vielen Situationen mehr Freiheitsgrade. Die eccenca Linked Data Suite unterstützt aus diesem Grund genau solche Lösungsansätze.

Weniger häufig werden Logik und maschinelles Lernen eingesetzt, aber das sehe ich trotzdem kommen. Die Vision eines weltumspannenden semantischen Netzwerkes aus maschinell verarbeitbaren Information braucht allerdings noch ein wenig Forschung. Hier setzt das LEDS Projekt an der Art und Weise an, wie öffentliche semantische Informationen konsumiert und verarbeitet werden können, um unternehmensintern genutzt zu werden.

Was ist deine Prognose vom Semantic Web in fünf bis zehn Jahren?

Das Internet of Things, Big Data und Semantic-Web-Technologien werden sich gut ergänzt haben. Mit einem “Best of Worlds”-Ansatz entsteht eine Infrastruktur aus vernetzten Daten, die einen epischen Sprung in der Informationsverarbeitung bewirkt - so wie es das dokument-basierte World Wide Web Anfang der 1990er ausgelöst hat.

Was sind kurz und knapp die grundlegenden Herausforderungen, denen man aktuell noch gegenübersteht?

Co-Evolution von vernetzten Daten, Extraktion (auch Natural Language Processing) von vernetzten Daten, Suche über vernetzte Daten, um nur einige zu nennen. Aber auch die Kommunikation von vernetzten Daten im Web ist eine Herausforderung. So haben unsere Freunde von der Fraunhofer-Gesellschaft gerade das Industrial Data Space gestartet, welches solch eine Linked Data Infrastruktur schaffen soll.

Wie stellt sich das LEDS-Projekt diesen Herausforderungen?

Bei LEDS geht es insbesondere um die unternehmensinterne Nutzung von vernetzten Daten aus vielen, verschiedenen Quellen. Dabei soll für die Unternehmen ein echter Mehrwert entstehen. Es ist also kein reines Forschungsprojekt, sondern ein Projekt mit dem Ziel praktischer Anwendungen. Das Konsortium beschäftigt sich sehr intensiv mit der Extraktion von Linked Data aus verschiedenen Quellen, der Integration in Unternehmens-Infrastrukturen und der Nutzung in e-Commerce und e-Government-Anwendungen.

Interview, SEMANTiCS 2016, Semantic-Web Technologien, eccenca GmbH